Agave L. (Agavaceae), Agave
Agaven sind xerophile bis sukkulente Stauden, Halbsträucher und Sträucher mit immergrünen, rosettig gestellten, schwertförmigen bis lanzettlichen, meist steifen, zuweilen auch sehr schmalen Blättern, die Schöpfe bilden. Häufig enden die Blätter in einer hornigen Spitze. Bei A. sisaläna und weiteren Spezies enthalten die Blätter lange, sehr feste und dauerhafte Fasern, die sich zu Tauen und Segeln verarbeiten lassen. Solche Arten werden zu deren Gewinnung sogar plantagenmäßig angebaut, doch nur in den Subtropen und Tropen, wo die Bestände fast das ganze Jahr hindurch wachsen können und bald in den Ertrag kommen.
Die Gattung umfaßt mehrere hundert Arten, zu denen noch Unterarten und Formen treten. Das Genus ist in 3 Untergattungen, zahlreiche Sektionen und Reihen eingeteilt. Ihr natürliches Verbreitungsareal umfaßt den Südteil der USA, ganz Mexiko, den Norden des südamerikanischen Kontinentes und Inseln in der Karibischen See. A. americäna ist in Italien stellenweise verwildert und wirkt, als gehöre sie zur heimischen Flora. Die Blüten der Agaven sind klein, haben eine trichterförmige Krone mit kurzer Röhre, Farbe hell. Sie stehen auf verschieden hohen, teilweise sehr stattlichen Schäften in vielästigen Rispen beisammen. Es dauert Jahre, ehe die Pflanzen in Flor treten. Hinterher stirbt das Exemplar ab, hat jedoch zahlreiche Ausläufer entwickelt. Wir führen anschließend nur Arten an, die als Zierpflanzen gehandelt werden.
A. americäna L. ist stammlos und bildet aus etwa 30 steifen, lanzettlichen, in eine scharfe Spitze auslaufenden, am Rande buchtig gezähnten Blättern bis 120 cm breite, offene Rosetten. Die Stammform hat eine bläulichgrüne Epidermis. Bei der var. marginäta Trel. sind die Blätter tief gelb gerändert; bei var. striäta Trel. ist der gelbe Streifen in der Mitte. Beide Abarten sind dekorativer als die Stammform und wachsen nicht so kräftig und rasch.
A. filifera Salm-Dyck bildet bis 75 cm breite Rosetten; Blätter etwa halb so lang, 3 cm breit, grün, in eine schwarze Hornspitze auslaufend und am Rande steife, kurze, abstehende Fasern. Es gibt auch eine var. compdeta Trel. mit nur 10 cm langen Blättern.
A. franzosinii Bak. ähnelt A. americäna, hat jedoch mehr Blätter, die elegant gebogen sind; Farbe blaugrau bis weißlichgrün, ein schöner Ton!
A. kerchövei Lern, bekommt etwas einseits-wendige, bis 70 cm breite Rosetten mit an der Basis bis 6,5 cm breiten, lang zugespitzten, hellgrünen Blättern mit grauem Schimmer; an den Kanten einen 2 bis 3 mm breiten Horn-
sautn; bei den jungen Blättern einen schmalen, hellen Streifen. Var. miniäta Besaue, erreicht nur die halbe Größe.
A. parrasäna Berg, bildet fast kugelige, bis 60 cm breite Rosetten und hat bis 30 cm lange, sehr steife, dicke, gestreckt-verkehrt-eiförmig'e, am Ende fast ohne Übergang kurz zugespitzte Blätter, auf der Rückseite stark gewölbt; Farbe hellgrün mit blaugrauem Schimmer.
A. vietöriae-reginae T. Moore ist die schönste Art und gut als Zimmerpflanze geeignet. Die erst nach vielen Jahren bis 60. cm breiten Rosetten bestehen aus bis 7 cm breiten, am Ende in eine kurze rundliche Spitze auslaufenden Blättern; ihre Unterseite ist gekielt; an den Rändern eine dornlose, weiße Horn-leiste; Grundfarbe dunkelgrün mit weißen, schräg ansteigenden Linien.
Wert, Ansprüche, Anzucht; Agaven eignen sich nur im Jugendstadium als Zimmerpflanzen, umso mehr für helle, luftige Vestibüle, Gänge, Podeste, Vorräume oder Aufgänge als Dekorationspflanzen. Über Sommer können sie im Freien stehen. Die Töpfe und Kübel gehören auf die Erde, sollen nicht eingesenkt werden. Sie wünschen volle Sonne und vertragen auch die zurückgeworfenen Strahlen, wenn sie vor Mauern stehen. Im Winter sind nur wenige Grade über Null nötig, aber ein recht heller Platz; sobald die Witterung es erlaubt, ist zu lüften. Als Erde braucht man ein Gemisch von Lehm- oder Rasen-, etwas humushaltige Erde und reichlich scharfen Sand. Unten gehört in die Gefäße eine dicke Schicht von grobem Kies. Verpflanzen ist nur selten nötig; je größer die Exemplare sind, umso mehr Aufwand macht es. Ihr Hals ist dick mit Säcken zu umhüllen, zum Heben braucht man einen Kran oder einen Dreifuß mit Flaschenzug. Die alten Töpfe oder Kübel lassen sich nicht mehr verwenden, denn in der Regel muß man sie wegschlagen. Obwohl sie lange vorhalten müssen, sollen die neuen Gefäße nicht viel größer sein als die alten, damit die Erde nicht versauert. Vermehren läßt sich aus Samen, nur ist strikt Bestäubung durch andere Spezies zu verhindern, sonst gibt es ein Gemisch ohne Grenzen. Oder man schneidet die sich reichlich bildenden Kindel ab, wenn sie nicht mehr zu klein sind. Die Schnittfläche muß gut eintrocknen; dann drückt man sie in mäßig große Töpfe in ein sehr sandiges Substrat. Weiterhin läßt sich durch die Brutknollen vermehren, die in den Blütenständen gebildet werden.