Aloe L. (Liliaceae), Aloe
Diese Gattung ist mehrere hundert Arten stark, ihr natürliches Verbreitungsarcal umfaßt ganz Afrika, Teile von Arabien und Madagaskar, wo 50 schöne und interessante Spezies auftreten. Einige Arten in Südafrika -wie A. dichotoma und A. pillänsii - bilden bis 10 m hohe Bäume mit bis 1 m dicken Stämmen. Eine ganze Reihe werden strauchig, und viele bleiben klein. Letztere sind am besten als Zimmerpflanzen geeignet, und auf sie werden wir uns beschränken. Alle Aloe1
haben fleischige, mit einer dicken Epidermis ausgestattete, am Rande und zuweilen auch auf der Spreite bestacheltc Blätter. Sie stehen in Rosetten, die einzeln oder in Kolonien wachsen, auch auf stammartigen Trieben endständig sitzen. Häufig sind die Blätter gemustert. Die Blüten erscheinen oft in großer Zahl in aufrechten oder nickenden Trauben, ihre Stiele sind verschieden lang, die Blüten selbst glok-kig mit abstehenden Zipfeln; Farbe Gelb bis orange. Als Früchte folgen Kapseln, die mit 3 Klappen aufspringen.
A. arborescens Mill., bereits seit 1700 in Europa als Zimmerpflanze beliebt, bildet kleine, sich mäßig verzweigende Sträucher mit dicht stehenden, schwertähnlich-lanzettlichen, ziemlich langen, nach der Seite ragenden Blättern, deren Ende etwas hängt und 3eckige Randdornen hat; Epidermis grau- bis tief grün. Die Blüten werden rot. Sie erscheinen hier jedoch nur an in einem Kaphause ausgepflanzten Exemplaren.
A. aristäta Haw. bildet meistens einzeln stehende, sehr dichte, 8 bis 15 cm breite Rosetten mit zahlreichen Blättern. Diese sind schmal-linealisch, oberseits flach, unten gewölbt, Grundfarbe graugrün. Darauf sitzen zahlreiche, zeilig stehende weiße Knötchen, die Ränder sind reichlich borstig gezähnt, am Ende folgt eine 15 mm lange, glasklare Granne. Die Blüten werden rotorange und sitzen in einer einfachen Traube beisammen.
Gießt man sehr sparsam, krümmen sich die Blätter, wie in der Natur, zu einer Kugel zusammen.
A. aliäris Haw. hat dünne Triebe und wächst angelehnt oder klimmend. Die weitläufig stehenden Blätter werden bis 15 cm lang, ihr Rand ist relativ dicht weiß gezähnt. Der Blütenstand wird bis 30 cm hoch; die Kronröhre bis 3 cm lang, Farbe scharlach mit grünem Saum. Man kann die Pflanzen an Spaliere heften.
A. ferox Mill. bildet aus 30 bis 50 dicht stehenden und an den Rändern eng mit braunen Hornzähncn besetzten Blättern eine lockere Rosette mit dunkelgrüner Epidermis, von der sich die braunen Zähne gut abheben. Der Blütenstand steht aufrecht, ist kräftig, die Blüten bis 35 mm lang, Farbe leuchtend rot. A. haworthioides Bak. aus Mittelmadagaskar bildet aus bis 100 am Grunde etwa 6 mm breiten, graugrünen Blättern 4 bis 10 cm breite, dichte, gesellig wachsende Rosetten. Die Blattfläche hat weiße Pusteln, die Ränder sind weiß gezähnt, sie enden in einem Dorn. Der Blütenstand wird 20 bis 30 cm hoch, die Blüten sind hellorgane. Bei var. auranüaea Perr sind die Blüten feurig gefärbt.
A. hümilis (L.) Mill. bleibt klein und niedrig, wächst in Klumpen und bildet aus 30 bis 40 bis 10 cm langen, lanzettlich-linealischen, hellgrünen Blättern bis 7 cm breite Rosetten. Die Blätter haben auf der Oberseite gebogene warzige Zähnchen, auf der Rückseite in Querreihen stehende weißgrüne Warzen; auch gezähnte Ränder. Der Blütenstand wird bis 35 cm hoch, die Blüten sind 3 cm lang, korallenrot. Es gibt eine Reihe von Abarten mit abweichend geformten und gefärbten Blättern
A. longistyla Bak. bildet aus schmal-lanzettlichen, bis 15 cm langen, ca. 20 mm breiten Blättern auf dem Boden sitzende, 18-23 cm breite Rosetten; Epidermis hellgrün mit bläulichem Schimmer und schwach gestreift; dazu an der Oberseite locker, unterseits dicht mit Höckerstacheln bedeckt; an den Rändern stehen derbe, 3eckige, 3 bis 4 mm lange, weißliche Dornen. Der Blütenstand wird 20 cm hoch, ist einfach verzweigt und bringt längliche, leuchtend rötliche bis lachsfarbene Blüten mit heraushängenden Staubgefäßen. Im Flor höchst wirksam!
A. marlothii Berg, ähnelt A. ferox, aber die Rosetten enthalten mehr Blätter und sind gleichmäßiger gebaut. Die Blätter sind an der Basis bis 10 cm breit, breit-lanzettlich, bis 50 cm lang, in der Spreite tief rinnig; Farbe der Epidermis blaßblau- bis graugrün, beiderseits und an den Rändern dicht mit bis 4 mm langen, stechenden Dornen besetzt. Die Infloreszenzen werden stattlich, verästeln sich reichlich kandelaberartig und bekommen viele, leuchtend orangerote Blüten. Die Art wächst langsam; sie will recht sonnig stehen.
A. rauhii Reyn. aus Madagaskar hat keine oder nur kurze Stämme und bekommt bis 10 cm breite, in Gruppen wachsende Rosetten, die aus etwa 20 lanzettlichen, seitwärts und nach oben ragenden Blättern bestehen. Ihre Epidermis ist graugrün, zeit- und stellenweise rot überlaufen und unregelmäßig weißlich und bräunlich gefleckt. Die Blätter haben eine blaßgelbe, hornige Kante und kurze, weiße Zähne. Der Blütenstand wächst bis 30 cm hoch, die Blüten werden rosa bis Scharlach; Flor fast in jeder Jahreszeit möglich.
A, variegata L. ist eine der schönsten Spezies, von den anderen stark verschieden. In ihrer Heimat, der Karru, wachsen sie wegen der reichlichen Sproßbildung in Kolonien, hier kommt das kaum vor. Ihr nach vielen Jahren bis 30 cm hoher Stamm ist dicht dachziegelartig in häufig etwas leicht verdrehten 3 Zeilen von Blättern so umgeben, daß man ihn überhaupt nicht sehen kann. Die Blätter sind steif, 12 cm lang und länger, scharf 3kan-tig mit kurzer fester Spitze, am Rand eine kaum gezähnte, weiße Knorpelleiste. Die Flächen sind tiefgrün mit unregelmäßigen weißen Flecken oder weißen Querbändern. Die Blüten erscheinen in bis 30 cm hohen Trauben, werden zinnoberrot mit grünen Streifchen; Flor nicht selten im Winter. Die Art wird Tiger-Aloe genannt.
A. zebrina Bak. hat stammlose oder kurzstämmige, aus 15 bis 25 linealisch-lanzettlichen, bis 30 cm langen und bis 7 cm breiten Blättern bestehende Rosetten. Die Blätter sind fleischig, die Grundfläche ist grün, auch rötlich überlaufen und darauf zahlreiche, längliche, in Bändern stehende, auch zusammenlaufende hellgrüne bis gelbliche Flecken; am Rande mit etwa 6 mm langen braunen Zäh-
nen, etwa 1,5 cm weit auseinander stehend. Die Blüten stehen in hohen Infloreszenzen, werden etwa 3 cm lang, Farbe feurig rot. 'Wert, Ansprüche, Anzucht: Alle angeführten Aloe und viele weitere, die man kaum zu sehen bekommt, sind dankbare, dekorative Sukkulenten. Die meisten kann man über Sommer auf den Balkon oder in den Garten räumen; in der Wohnung wollen sie hell bis sonnig und recht luftig stehen. Nur die Arten aus Madagaskar brauchen stets wenigstens +15 °C. Die Erde soll viel Sand, Rasenerde oder Wiesenlehm, etwas Humuserde enthalten, und man setze Kunststoff-Flocken zu. Gießen darf man nur vorsichtig, vor allem niemals ins Herz der Exemplare, damit diese nicht anfangen zu faulen. Das Wasser und die Erde sollen kalkarm sein. Besonders im Winter ist Zurückhaltung beim Wässern angebracht: lieber zweimal zu wenig als einmal zuviel. Auch werden dabei die Bestände nicht zu bald fürs Zimmer zu groß. Im Winter genügen für die meisten +6 bis 8 °C, doch ist viel Licht nötig. Sie vertragen die trockene Luft von Räumen mit Zentralheizung besser als sehr viele andere Sukkulenten. Vermehren läßt sich aus Samen, aber es ist schwierig, treu fallenden zu bekommen. Ferner läßt sich durch Ausläufer vermehren, beste Zeit im Sommer; mit Unterwärme machen sie bald Wurzeln.