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Kakteen in alphabetischer Reihenfolge: A | B | C | D | E | F | G | H | I | K | L | M | N | O | P | R | S | T | U | W | Z

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Euphorbia L

Euphorbia L. (Euphorbiaceae), Wolfsmilch


Die Familie der Euphorbiaceae ist die viertgrößte unter den Blütenpflanzen: sie umfaßt gegen 300 Genera und rund 7 000 Spezies, als Gattung etwa 2 000 Arten. Ihr Verbreitungsareal umfaßt die ganze Erde, und die Mannigfaltigkeit ist sehr groß. Es gibt baum- und strauchartige, perennierende und annuelle Kräuter. Die meisten führen einen giftigen Milchsaft, auf den sich auch der Name Wolfsmilch bezieht. Mehrere hundert Arten sind sukkulent bis hochsukkulent, und nur mit diesen werden wir uns anschließend beschäftigen. Für Sammler sind vor allem Spezies interessant, die wie Kakteen aussehen und zunächst dafür gehalten wurden. Sie treten aber im Gegensatz zu diesen fast nur in Trockengebieten von Südafrika, Ostafrika, Äthiopien, im Atlas, stellenweise auch auf den Kanarischen Inseln und auf Madagaskar auf. Alle bekommen, wie bereits früher ausgeführt, einen komplizierten Blütenstand. Die Gattung Eit-phorbia ist in zwei Untergattungen aufgeteilt, wobei die Dornen als Merkmal dienen. Die Subgenera wiederum zerfallen bei der Untergattung Pedunculacanthae Jacobs in 3 Sektionen, bei der Untergattung Stipulacanthae Jacobs in vier mit insgesamt 28 Gruppen, wozu noch 8 weitere Gruppen auf Madagaskar kommen, die sich in die bisherigen gar nicht oder nur schwer einordnen lassen. Auf Einzelheiten, so interessant sie sind, können wir hier aber nicht eingehen und anschließend nur die bei uns am häufigsten kultivierten sukkulenten Euphorbien in alphabetischer Reihenfolge behandeln.



E. abyssinica Raeuschel bildet mäßig hohe, reichlich verzweigte Sträucher mit 8kantigen Trieben und Ästen mit bis 5 cm hohen, fast flügelartigen Kanten mit grauem Hornband und paarweise stehenden Dornen. Blätter erscheinen zahlreich, werden 5 cm lang und 1 cm breit, fallen aber bald ab.



E. antiquorum L. wächst Strauch- bis baumartig, hat einen 4- bis 5kantigen Stamm mit 2-bis 3rippigen, aufwärts strebenden Seitenästen mit gliederartig eingeschnürten und buchtig geschweiften Rändern. Die Blätter bleiben klein, Blütenstände am Ende der Triebe.



E. canariensis L. bildet sich vor allem an der Basis verzweigende Sträucher, die hoch werden können. Die Triebe haben meistens 5 Kanten, sind frischgrün. Die Kanten sind niedrig und mit paarweise stehenden, dünnen, kleinen Dornen besetzt, dazwischen Höcker und kleine Buchten.



E. candelabrum Trem. bildet hohe Bäume mit kurzem Stamm und einer kandelaberartigen Krone aus 4kantigen, gegliederten Ästen; die Glieder sind etwa 3 cm lang, ihre Kanten buchtig gezähnt. Die Pflanzen bekommen kleine, längliche Blätter mit deutlicher Spitze. Blüten erscheinen zahlreich an den Triebenden.



E. caput-medusae L., die Medusenhaupt-Wolfsmilch, hat eine Rübenwurzel, die einen dicken, kurzen, teilweise im Erdreich steckenden Stamm treibt, aus dem viele, 3 bis 5 cm dicke, bis 70 cm lange, graugrüne Triebe entspringen. Sie liegen auf dem Boden oder wachsen niederliegend-aufstrebend und sind von sukkulenten Blattpolstern bedeckt. Die Blätter selbst sind klein und fallen bald ab. Blüten erscheinen einzeln in den Achseln der Blattpolster in großer Zahl und haben große, am Rande weiß oder rötlich gezähnte Honig drüsen. Die Blütenstiele bleiben stehen, wodurch der Eindruck des Starrenden der Pflanzen entsteht.



E. clandestina Jacq. bildet 30 bis 60 cm hohe, an der Basis etwas sprossende, bis 6 cm dicke, zylindrische bis keulenförmige, dornlose Säulen mit vielen in Spiralen stehenden warzenförmigen Blattpolstern. Blätter erscheinen nur am Ende der Säulen in Schöpfen, sie sind länglich bis oval, etwa 4 cm lang; in ihrer Heimat werden sie am Ende der Regenzeit abgeworfen. Die Art wächst bei uns leicht.



E. echinus Hook. f. et Cross. aus Südmarokko hat einen Stamm, aus dem viele 5- bis 13kantige, 4 cm dicke Seitenäste bogig aufsteigen. Dabei entsteht ein halb- bis völlig kugeliger Strauch. Die Blätter sind schuppenartig und fallen bald ab. Dornen erscheinen paarweise auf zusammenfließenden Schildchen, sind 2 cm lang, anfangs rötlich, später grau. Die Art wächst leicht und wird für heikle Spezies als Propfunterlage verwendet.



E.. enopla Boiss. bildet 30 bis 100 cm hohe kugelige Büsche mit 6 bis 7 rippigen Ästen mit breiten, durch scharfe, gerade oder leicht wellige Furchen getrennten Kanten. Ihre Ränder sind gekerbt und in kleinen Abständen mit 1 bis 3 cm langen oder längeren Dornen besetzt. Sie entstehen aus nicht abgefallenen Blattstielen, sind in der Jugend orangerot, später grau bis schwarzrot.



E. ferox Mari, bildet bis 60 cm hohe, 50 cm breite Büsche, deren Stamm in der Heimat im Boden steckt. Die Äste haben 9 bis 12 Kanten und hellgrüne Rinde. Aus den Blattstielen werden zahlreiche, bis 3 cm lange, braune Dornen


E. globosa (Haw.) Sims, hat als Primärsproß eine rübige Wurzel, aus der zahlreiche kleine Äste kommen, die einen kugelförmigen Körper bilden. Äste, die den Boden berühren, schlagen Wurzeln und werden durch Kontraktion ins Erdreich, gezogen, treiben neue Spitzen, so daß bald ein Teppich von Triebenden von 50 cm Breite entsteht. Die Blüten erscheinen auf Trieben, die länger werden.


E. grandicörnis Goeb. ist eine schöne Pflanze. Sie bildet 1 bis 2 m hohe Sträucher mit einem kurzen Hauptstamm und zahlreichen, in Jahrestriebe gegliederten Ästen mit 3 breit-geflügelten Kanten; Farbe frischgrün, bei jungen Exemplaren graugrün gestreift. Die Kanten haben als Rand ein braunes Hornband, sind stark gewellt oder gebuchtet und bekommen in Abständen 2 Paar kräftige, 3 bis 7 cm lange Dornen.



E. grandidens Haw. wird in ihrer Heimat (Küstengebiet des südöstlichen Kaplandes) ein bis 16 m hoher Baum, der stellenweise Wälder bildet. Er hat einen dicken, runden Stamm mit kräftigen, aufstrebenden Seitenästen erster Ordnung, an denen kurze, in der Regel 3kantige Seitenäste 2. und höherer Ordnung sitzen, die aber nach einigen Jahren bis auf die an den Spitzen sitzenden abfallen. Ähnlich sind E. tetragona Haw. mit 4rippigen Seitenästen höherer Ordnung und E. triangu-läris Desf. mit 3- (bis 5)eckigen.



E. horrido. Boiss. fällt durch die vielen, starrenden Dornen auf. Die Pflanzen bilden bis 1 m hohe und 20 cm dicke Säulen mit 12 bis 14 oder mehr schmalen Rippen, die durch tiefe Furchen getrennt sind. Die Kanten der Rippen sind gezähnt und mit Dornen besetzt, von denen einer als umgewandelter Sproß angesehen wird und 4 cm Länge erreicht. Var. striata White, Dyer und Sloane hat stark wellige Rippenkanten und silbergraue, wachsig bereifte Sprosse mit hellgrünen Querbändern. Die Abart ist sehr schön!



E. lactea Haw. wächst Strauch- bis baumartig und bekommt 3- bis 4kantige, etwa 3 bis 5 cm breite Äste mit dunkelgrüner Rinde mit unregelmäßigen, weißen Streifen. Die Rippen sind durch zahnartige, vorragende Blattpolster stark gebuchtet, Dornen bis 5 mm lang, braun. Var. cristata hort, ist eine monströs wirkende Form; sie heißt auch fälschlicherweise E, pseu docactus Berg.



E. mammillaris L. bildet bis 30 cm hohe, reich verzweigte, breit werdende Büsche mit 4 bis 6 cm dicken Sprossen, die durch 4- bis 6eckige, scharf getrennte Blattpolster in flache Rippen aufgeteilt sind. Es ist eine schöne Art, sie verlangt viel Wärme. In der Kultur sind die Sprossen dünner und länger, was den Eindruck vermindert.



E. melofortnis Ait. hat runde, melonenför-mige Körper von etwa 10 cm Dicke mit 8 stumpfen Rippen, die breiter als hoch sind. Der Körper wird dunkelgrün mit hellen Querbändern und überläuft bei intensiver Sonnenbestrahlung rötlich.



E. obesa Hook. f. hat die wunderbar regelmäßige Form des Seeigel-Kaktus Astrophy-tum asterias. Die Pflanzen bilden flachkugelige Körper mit graugrüner, dunkel gebänder-ter Epidermis. Sie werden durch 8 oder einige Rippen mehr gegliedert, doch sind diese in sehr dicht stehende, kleine, weiße Mammillen aufgelöst. Im Alter sind es bis 20 cm lange, 10 cm breite Säulen mit vertieftem Scheitel.



E. Symmetrien White, Dyer et Sloane ist der vorgenannten Art sehr ähnlich und wird als junge Pflanze häufig mit ihr verwechselt. Sie bildet aber im Alter keine Säulen, sondern bleibt rundlich, wird nur breiter als hoch. Beide sind zweihäusig, können nur durch Samen vermehrt werden; er ist sehr selten.



E. xylopbylloides A. Brongn. ex Lem, aus den Trockenwäldern von Südmadagaskar bildet dort bis 8 cm hohe Bäume oder Sträucher, die sich sparrig verzweigen, und alle Seitenäste bestehen aus bis 15 cm langen, 15 mm breiten, flachen, plattgedrückten Gliedern mit 2 Kanten und mit kleinen, entfernt stehenden Kerben. Die Blätter bleiben winzig und fallen bald ab. Es ist eine seltsam anmutende Art. Sie will stets warm stehen und braucht mehr Wasser als die meisten Euphorbien. Die Pflanzen wachsen rasch.



Wert, Ansprüche, Anzucht: Alle aufgeführten und noch viele andere Arten sind interessant und haben manchmal groteske Körperformen. Als Blütenpflanze haben sie keine Bedeutung. Ihre Wachstumszeit fällt in der Heimat in den Beginn der Regenzeit, wenn hier der Herbst anfängt. Das ist bei der Pflege zu beachten. Sie wollen im Sommer warm und sonnig und im Winter recht hell stehen und wärmer als die meisten anderen Sukkulenten. Viele vertragen dabei die trockene Luft von Zimmern mit Zentralheizung. Das ist ein großer Vorteil. Ihm steht jedoch gegenüber, daß manche Spezies rasch wachsen und auch durch starken Rückschnitt nicht zu zügeln sind; sie eignen sich also nur anfangs für normal große Räume. Zu wässern ist je nach der Größe und der Körperform der Exemplare; unbedingt sparsam bei Spezies mit wenig Wurzeln, mit kugelförmigen bis säuligen Körpern. Die Erde soll neutral bis leicht sauer, kräftig und sehr durchlässig sein. Als Mindestwärme sind im Winter +10 bis 12 °C nötig. Da der Milchsaft giftig ist, sind Kinder ständig fernzuhalten!



Vermehren läßt sich aus Samen und durch Stecklinge. Diese müssen gut ausgereift sein und sind nach dem Schneiden sofort in angewärmtes Wasser zu halten, damit der Saft gerinnt. Dann läßt man sie einige Tage an einem ruhigen, warmen Platz liegen, wo die Schnittflächen völlig abtrocknen, und steckt schließlich am besten in kleine Töpfe in ein Gemisch von Sand und Torfmull. Bis zur Bildung der Wurzeln sind die Bestände in gespannter Luft zu halten.


Euphorbia L