Haworthia Duval (Liliaceae)
Haworthien sind stammlose Rosettenstauden oder nur mäßig hohe Halbsträucher. Die Blätter stehen dicht und sind spiralig oder 2- und mehrreihig gestellt, auch dachziegelartig angeordnet. Sie werden fleischig, in der Regel dick, sind verschieden lang, das Ende spitz oder stumpf; die Spreite ist nicht selten mit perlartigen Höckerchen besetzt; der Rand gezähnt oder gewimpert. Es gibt auch Arten mit durchscheinenden Blättern. Die Blüten erscheinen in lockeren Trauben, sind klein und unscheinbar, sie steigern die Schönheit der Haworthien nicht. Die Gattung umfaßt etwa 150 Arten und zahlreiche Unterarten und Formen. Ihre Heimat ist Süd- und Südwestafrika, wo sie häufig in Gebüschen und halb von Felsblökken verborgen wachsen; einzelne Spezies stekken sogar bis fast zu den Blattenden im Sand. Viele sind ziemlich variabel, und es gibt in der Natur entstandene Hybriden. Das Genus zerfällt nach von Poellnitz in 20 Sektionen, dabei sind Form, Färbung und andere Merk; male entscheidend. Auf Einzelheiten können wir hier aber nicht eingehen.
H. attenudta Haw. bildet aus zahlreichen, länglich-3eckigen Blättern mit scharfer Spitze dichte, rasig wachsende Rosetten. Die Blätter haben eine dunkle Epidermis mit zahlreichen Warzen, die häufig zu Bändern zusammenfließen. Es gibt eine Reihe von Varietäten, aber Kenner wie G. D. Rowley halten die meisten für Kulturformen. Bei var. argyrostigma (Bak.) Berg, sind die Blätter 3 cm lang, halb so breit, oberseits mit kleinen, farblosen, un-terseits mit weißen Warzen bedeckt, die Querreihen bilden. Var. clariperla (Haw.) Bak. hat bis 8 cm lange, 15 mm breite Blätter,-die ober; seits völlig mit kleinen, weißen Warzen bedeckt sind, anterseits sind diese größer und treten mehr oder weniger deutlich zu Querreihen zusammen.
H. bolüsii Bak. bildet bis 7 cm breite, fast kugelige Rosetten mit zahlreichen länglich-lanzettlichen Blättern, die in einer 12 mm langen Borste enden. Die Blätter sind hellgrün, ihre Unterseite gekielt und die Ränder dicht mit weißen Borstenhaaren besetzt, die sich verflechten, die Exemplare wirken dadurch, als seien sie in ein Gespinst gekleidet. Bei Trockenheit treten die Blätter zusammen, bei feuchter Luft öffnen sich die Rosetten weit. Man soll vorsichtig gießen, insbesondere nie ins Herz; die Wurzeln sind gegen stehende Nässe sehr empfindlich.
H, cuspidata Haw. bildet rasig wachsende, stammlose, bis 6 cm breite Rosetten mit 30 bis 40 eiförmig-lanzettlichen, an der Spitze zurückgebogenen Blättern. Sie sind blaßgrün, oben durchscheinend und mit verästelten Linien bedeckt, ihre Ränder fein gesägt bis gezähnt.
'H.fasciäta (Willd.) Haw. hat ebenfalls stammlose, bis 7 cm breite Rosetten mit bis 4 cm langen, bis 13 mm breiten, 3eckig-lan-zettlichen Blättern. Ihre Rückseite ist stark gewölbt und reichlich mit großen, weißen Warzen bedeckt, die auch Querbänder bilden; die Oberseite ist glatt dunkelgrün. Var. con-color Salm-Dyck hat auf beiden Seiten gleich getönte und gemusterte Blätter; bei var. per-viridis (Salm-Dyck) sind die Blätter kräftig dunkelgrün.
H. limifolia Mari, bekommt stammlose, bis 10 cm breite Rosetten mit waagerecht stehenden bis aufstrebenden, breit-3eckigen bis eiförmigen, oberseits etwas ausgehöhlten, unten stark gewölbten, im ganzen rundlichen und gekielten Blättern. Sie sind bräunlich-grün und mit aufgewölbten Querbändern oder Schwielen gemustert, worauf sich auch die Speziesbezeichnung bezieht: limes = Wall im Lateinischen. Die Pflanzen wachsen langsam. Bei var. gigantea M. B. Bayer bestehen die Rosetten aus bis 70 etwa 10 cm langen Blättern; bei var. schuldtiäna Res. sind die Rosetten 12 cm breit, die Blätter am Rande etwas eingerollt, und die 20 bis 30 Querschwielen bestehen aus Höckern.
H. margaritifera (L.) Haw. bekommt sehr fleischige, langgezogen-3eckige Blätter mit gekielter Unterseite; Grundfarbe dunkelgrün und auf beiden Seiten große, weiße, perlartige Höcker. Bei var. cordllina Bak. werden die Blätter bis 10 cm lang; die Warzen der Oberseite sind grün und stehen manchmal in undeutlichen Querreihen, auf der unteren sind sie weiß. Var. mdxima (Haw.) Uitew. hat länglich-eiförmige Blätter, auf deren Ober-
seite nur wenige oder keine Warzen, auf der unteren sind sie groß und treten stark hervor.
H. planifolia Haw. bildet stammlose, an der Basis reichlich sprossende, 5 bis 10 cm breite Rosetten mit eiförmigen bis eiförmig-länglichen Blättern mit einer kurzen Spitze, die aber bald abfällt. Ihre Oberseite ist flach und hat 2 deutliche Längslinien; die untere kräftig gewölbt und nach der Spitze zu deutlich und schief gekielt. Farbe hellgrün mit durchscheinendem Rand. Es gibt mehrere Abarten.
H. radula (Jacq.) Haw. hat stammlose, reichlich Ausläufer treibende Rosetten mit bis 8 cm langen, an der Basis 2 cm breiten Blättern, die plötzlich schmaler werden und in eine lange Spitze auslaufen. Sie sind unter-seits meistens gekielt. Grundfarbe grün, beiderseits mit winzigen, weißen Höckerchen bedeckt, so daß die Blätter sich rauh anfühlen.
H. retüsa (L.) Haw. ist eine Art mit Fensterblättern. Die Pflanzen bilden 7 bis 9 cm breite, im Grunde reichlich sprossende Rosetten mit 15 bis 20 eiförmig-3eckigen Blättern, deren obere Hälfte waagerecht wächst und am Ende 3eckig zugespitzt ist; die Oberseite dieses waagerechten Endes ist durchsichtig, und das Licht fällt zum unteren Teil, der allein Chlorophyll enthält, aber völlig im Boden steckt. Man sieht von den Pflanzen nur die Oberflächen der Lichtschächte. Fensterblätter haben auch H. maugharin v. Poelln. und H. truncata Schoenl.
H. semiglabrata Haw. hat stammlose, bis 13 cm breite Rosetten, die sich oft in 2 teilen, und insgesamt 30 bis 40 lanzettlich-3eckige Blätter mit ziemlich flacher Ober-, aber stark gewölbter Rückseite, die gekielt ist und in einer hornigen Spitze endet. Die Epidermis ist beiderseits grün, oben etwas, unten stärker warzig, dort sind diese perlartig und treten oft zu Bändern zusammen.
H. tesselata (Salm-Dyck) Haw. bekommt stammlose, reichlich sprossende, meistens rasenbildende Rosetten mit 10 bis 15 dicht spiralig gestellten breit-eiförmigen, sehr dicken, in eine Spitze auslaufenden Blättern. Sie ragen fast waagerecht zur Seite, wirken sehr starr, und ihre Epidermis ist dunkelgrün bis rötlich-braun, dazu etwas durchsichtig, so daß man einen Teil der Blattnerven erkennen kann. Darauf bezieht sich auch der Name Netz-Haworthie.
H. reinwardtii (Salm-Dyck) Haw. hat eine bis 20 cm lange, aufrechte Achse, die ringsum dicht mit 5 cm langen, im Grunde 15 mm breiten, wie eine große Kralle wirkenden Blättern umgeben ist. Ihre Epidermis ist dunkelgrün, bei starkem Sonnenschein braun bis karminrot und von perlartigen, weißen Höckern bedeckt, die Bänder bilden können. Var. brevicula G. G. Smith ist eine zierliche Ausgabe; bei var. grandicula G. G. Smith stehen die Warzen in leicht welligen Linien; bei var. zebrina G. G. Smith ist die Färbung lebhafter, die Blätter haben auf der Oberseite 1 Mittel- und 2 Seitenlinien.
H. viscosa (L.) Haw. bildet bis 20 cm lange Sproßachsen, die in 3 Reihen mit übereinander stehenden, etwas abgespreizten, an ihrer Basis relativ breiten, lanzettlichen Blättern besetzt sind. Sie haben 3 Kanten, eine kurze Spitze, sind oberseits etwas hohl, unten gekielt; Grundfarbe dunkelgrün, beiderseits mit Warzen besetzt. Die Säulchen sind nicht sehr breit, wachsen aber gesellig. Var. caespi-tosa v. Poelln. wächst nur 6 cm hoch, sproßt stark und bildet förmlich Klumpen; var. tor-quata (Haw.) Bak. bekommt bis 20 cm hohe Achsen, die dachziegelartig mit stehenden, dicht zusammengedrängten, innen hohlen Blättern besetzt sind, Ränder und Spitze werden gelblichgrün.
Wert, Ansprüche, Anzucht: Haworthien sind beliebte Sukkulenten, die auch als Einzelpflanzen wirken. Sie wachsen nicht schnell und nehmen wenig Platz ein, aber man kann sie lange haben. Sie sind gegen volle Sonne empfindlicher als Gasterien und gedeihen an stundenweise absonnigen Standorten am besten. Fürs Freie sind sie nicht geeignet, brauchen im Zimmer jedoch viel Lüftung. Im Winter genügen + 10 bis 12 °C und nur wenig Wasser. Die Erde soll sandig-lehmig, nicht zu arm sein und die Töpfe relativ klein. Vermehren läßt sich leicht durch Aufzucht von Tochterrosetten und Blattstecklinge.